Prof.
Peter A. Riedl: "Unter
den Erneuerern der Glasmalerei ist Johannes Schreiter einer der
geistreichsten und wagemutigsten. Schreiter hat
nicht nur den
stilistischen Fundus der Gattung um eine Fülle neuer Möglichkeiten
bereichert, sondern auch Konzepte eingeführt, die man guten Gewis-
sens
revolutionär nennen darf. Jedes Glasfenster Schreiters zeugt von einer
starken und zugleich für modifizierende Impulse empfänglichen
Erfindungskraft - Impulse, welche von Struktur
und Geschichte der
Architektur oder von thematischen Vorgaben ausgehen können."
Bei all seinen
Verglasungen geht es dem Künstler stets weniger um das Glas als Material,
als um die Steuerung von Licht, welches als Emanation des Göttlichen
verstanden ist.
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Johannes
Schreiter(8.3.1930) ist Mitglied des Deutschen Künstlerbundes, des
Westdeutschen Künstlerbundes, der Darmstädter Sezession und von 1980 bis
1995 des Arbeitsausschusses Ev. Kirchbautag. Einzel- u.
Gruppenausstellungen in Europa, USA, Kanada, Afrika, Japan, Neuseeland,
Brasilien, Indien, der UdSSR und Südkorea.
Professor,
Maler, Leiter Abt. Freie Malerei u. Graphik Staedelschule / Staatliche
Hochschule für bildende Künste Frankfurt/M. (1963-87; 1971/74 Rektor)
Johannes Schreiter ist
einer der bedeutendsten zeitgenössischen Glasbildner. Sein Gesamtwerk
umfasst architekturgebundene Glasfenster in Sakral- wie Profanbauten,
freie Glasbilder, aber auch Zeichnungen, Druckgraphik und Brandcollagen
(eine Erfindung, mit der er Kunstgeschichte schrieb). Schreiter ist ein
"Grenzgänger" zwischen Informel, Hard edge und Minimal art. -
Ein "Prinzip Zeichnung" bestimmt das glasbildnerische Werk seit
der Verglasung des Kapellenraums des Johannesbundklosters in Leutesdorf/Rhein
(1965/66) wesentlich. Dort findet sich erstmals die offen im Glas endende
Bleirute ohne jede technische Funktion. Diese freie Verwendung der
Bleirute als autonom-künstlerischer Ausdrucksträger gilt als einer der
wichtigsten Beiträge Schreiters zur Entwicklung zeitgenössischer
Glasmalerei. - Als einer der ersten Künstler hat Schreiter gegen Mitte
der 70er Jahre strukturloses Plexiglas für seine glasgestalterische
Arbeit nutzbar gemacht. Bei seinen "Zeichnungsfenstern" mit
Plexiglas erinnert die freie Bleigraphik oft an ostasiatische
Kalligraphie.
Der optimale Zusammenklang von Architektur und Glasfenster ist Schreiter
ein besonderes Anliegen. Seine stete Beschäftigung mit Architektur und
die Befähigung, sensibel auf architektonische Gegebenheiten einzugehen,
haben seine charakteristische Bildsprache mit geprägt.
Hauptthema der Kunst Schreiters ist der Konflikt zwischen Konstruktion und
Organik. So ist die geometrische und die informelle Lineatur im (Fenster-)Bild
direkt aufeinander bezogen; damit ist die Gegensätzlichkeit verschiedener
Prinzipien zur Sprache gebracht (Werkreihen: "Fazit",
"Fragmentraum-Bild"). - Die berühmten Entwürfe zur
Gesamtverglasung der Heidelberger Heiliggeistkirche (1977-87) zitieren
u.a. Texte, ganze Schriftdokumente, und erproben die Realisierung von
Trompe l'oeil-Elementen im Medium Glas. - Schreiters jüngere Werke lassen
- neben der reduzierten Zeichen- und Symbolsprache - eine neue Lust an der
Farbe erkennen. |